Hans Jürgen Webers
In der Nacht zum Freitag, dem 10. März 2006, starb unser langjähriges Mitglied und Chef-Trainer Hans-Jürgen Webers. Wir trauern um einen großen Pferdemenschen und Mentor, der uns viele Jahre ein guter Freund und Lehrer war.
Es ist schwierig seiner Person gerecht zu werden, da er sich selbst immer im Hintergrund hielt (deshalb gibt es auch kaum Fotos, die seiner gerecht würden).
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Bescheiden wie er war, ging es ihm immer nur um das Pferd und pferdeschonendes Reiten auch im großen Sport. Im Gespräch mit seinem Sohn Jürgen Webers wurde mir das besonders deutlich als Jürgen sinngemäß sagte, dass sein Vater eigentlich nie über seine Reiterfolge gesprochen habe. Er sprach eher über schwierige Pferde, die er geritten hatte, und wie sie korrigiert werden konnten.
Geboren am 02. April 1922 entdeckte er schon früh die Liebe zu den Tieren. Mit 17 Jahren trat er dem Militär bei, um reiten zu lernen. In der Kavallerieschule Hannover lernte er den effektiven leichten Sitz nach Caprilli kennen und war neben Micki Brinkmann einer der besten Stilisten.
Schon während seiner Militärzeit aber auch danach ritt Hans-Jürgen Webers erfolgreich in der schweren Klasse. Seine größten Erfolge erzielte er in den 50er Jahren mit der Hannoveraner Stute Feingard, mit der er unter anderem das deutsche Jagdpferdechampionat gewinnen konnte.
Und trotzdem ging es ihm immer nur um gutes Reiten.
Als FN-Richter für Dressur und Springen und im FN-Landesverband war er oft unbequem für die Offiziellen, hatte er doch eine klare Meinung von gutem und schlechtem Stil und war als einer der besten Stilisten immer in der Lage seine Ansichten auch reiterlich zu „beweisen“. Gegen Ende der 60er Jahre zog sich Hans-Jürgen Webers aus dem Sport zurück und unterstütze seinen Sohn bei dessen Erfolgen in der schweren Vielseitigkeit.
Auf seiner Anlage in Isernhagen bei Hannover hatte er bis ins hohe Alter Pensionspferde und Berittpferde. Wobei der Begriff Korrekturpferde treffender wäre, da sein großes Talent darin lag, von anderen verdorbene Pferde wieder zu „resozialisieren“, ihnen das Vertrauen in den Reiter wieder zu geben und sie damit wieder zurück in den Sport zu führen. Ich benutze bewusst keine Begriffe wie „die Pferde arbeiten“ und „zum Laufen bringen“, da sie seine Art und Weise mit dem Partner Pferd umzugehen, nicht treffen würden.
Lange Jahre hat Herr Webers unseren Verein als Chef-Trainer unterstützt. Viele CHIRON-Lehrer lernten bei ihm oder besuchten ihn auf dem Haselhof, um sich reiterlich weiterzubilden.
Wir alle haben einen Mentor verloren und, einen echten großen Pferdemenschen.
Nach dem Willen von Rolf Becher werde nun ich, als Chef-Trainer nachfolgen. Es ist mir bewusst, dass ich noch lange nicht die reiterliche Erfahrung von Hans-Jürgen Webers habe und mir damit auch eine große Verantwortung zufällt.
Dennoch bin ich zuversichtlich und sicher, dass seine gelebte Philosophie – Achtung vor dem Partner Pferd zu haben ohne es zu vermenschlichen – uns weiterhin den richtigen Umgang mit dem Pferd im Sinne der CHIRON-Idee lehrt. Und dafür bedanke ich mich bei ihm. Wir werden ihn nicht vergessen.
Oliver Schmidt-Nechl